Die Brexit-Satire

<strong>Ich hätte da einen Plot für eine leider ziemlich unglaubwürdige Politik-Satire, viel unrealistischer als <a href=“https://en.wikipedia.org/wiki/House_of_Cards_(UK_TV_series)“ target=“_blank“>„The House of Cards“</a> und <a href=“https://en.wikipedia.org/wiki/House_of_Cards_(U.S._TV_series)“ target=“_blank“>„House of Cards“</a> Deswegen werden sie BBC und Netflix wohl auch nicht nehmen.</strong>

Die Geschichte geht so:

Ein Prime Minister des Vereinigten Königreichs, nennen wir ihn David Cameron, hat Probleme in seiner Partei und beschließt einen spektakulären Befreiungsschlag: nicht gerade einen <a href=“http://www.moviepilot.de/movies/wag-the-dog“ target=“_blank“>Krieg,</a> aber doch ein Referendum über die Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union. Das klingt nach großem Theater, weil es das Vereinigte Königreich und die EU in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Aber es ist nur Theater: Denn niemals würden die Bürgerinnen und Bürger des weltoffenen Großbritanniens, des Landes, in dem Menschen aus 53 <a href=“https://de.wikipedia.org/wiki/Commonwealth_of_Nations“ target=“_blank“>Commonwealth</a>-Mitgliedsländern viele Jahre willkommen waren und <a href=“https://www.gov.uk/right-of-abode/commonwealth-citizens“ target=“_blank“>Aufenthaltsrechte</a> beanspruchen können, aus der EU austreten wollen. Dazu kommt, dass in Großbritannien <a href=“http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=11185″>billige Landarbeiter</a> aus den osteuropäischen Ländern, Asien und Afrika schon lange hochwillkommen sind.

Es wird aber noch absurder: Ein Journalist, Buchautor, Schattenminister und ehemaliger Londoner Bürgermeister, der in Brüssel zur Schule gegangen ist und EU-Korrespondent des Daily Telegraph war, ihn nennen wir <a href=“https://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Johnson“ target=“_blank“>Alexander Boris de Pfeffel Johnson,</a> damit es ein bisschen lustiger wird, stellt sich an die Spitze der Austrittsbewegung. Und die Kampagne läuft gut. Leider nicht gut genug, bis zur Schließung der Abstimmungslokale ist ziemlich sicher, dass die Brexit-Bewegung verlieren wird.

Ein britischer Rechtsaußen-Politiker, dem wir den Namen <a href=“http://www.independent.co.uk/news/uk/politics/brexit-petition-second-eu-referendum-latest-news-vote-leave-a7104076.html“ target=“_blank“>William Oliver Healey</a> (heal wie heilen, Sie verstehen den Witz) geben, errichtet deswegen vorsorglich eine <a href=“https://petition.parliament.uk/petitions/131215/“ target=“_blank“>Petitions-Seite</a> auf dem Portal des britischen Parlaments und der Regierung, um eine Wiederholung der Abstimmung zu erreichen, wenn die Beteiligung unter 75 Prozent und die Mehrheit für eine der beiden Entscheidungsmöglichkeiten unter 60 Prozent liegt. Die Seite findet jetzt gewaltiges Interesse, aber von den Brexit-Gegnern. Nach ein paar Tagen haben schon mehr als 4 Millionen unterschrieben . Als kleine Nebengeschichte wird die von den rund 80.000 falschen Unterstützungserklärungen erzählt. Bei 4 Millionen ist das zwar nicht viel, bringt aber doch ein wenig Pfeffer hinein.

Aber: Die Bürgerinnen und Bürger des Vereinigten Königreichs entscheiden sich für den Brexit. Der Prime Minister kündigt seinen Rücktritt an. Europa wankt, das Vereinigte Königreich ächzt, Schottland und Nordirland erwägen den Austritt. London stöhnt, viele verfluchen den ehemaligen Bürgermeister und natürlich auch den Prime Minister, der ihnen das alles eingebrockt hat.

Zum Drüberstreuen besiegt ein Kleinstaat, Island wäre die Idee, England bei der Fußball-EM. Die Demütigung ist perfekt.

Wie kann die Geschichte weitergehen? Darüber denke ich noch nach. Aber wahrscheinlich wird es gar keine Fortsetzung geben, weil sich ja sowieso niemand für eine dermaßen an den Haaren herbeigezogene Geschichte interessieren kann …