<strong>Große Zeiten verlangen nach großen Opfern.
<em>Anmerkungen zur politischen Kommunikation.</em></strong>
In vorchristlicher Zeit opferten die kleinen keltischen Königreiche Irlands regelmäßig ihre Könige. Das weiß man, weil die übel zugerichteten Körper als Moorleichen entdeckt und analysiert wurden. Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen gaben klimabedingte Missernten den Anstoß zu den königlichen Opfern.
Große Zeiten brauchen große Opfer. Mit einem Suppenhuhn oder einem Sack Getreide ist es dann nicht getan. Das ist eine gut denkbare Erklärung, warum Angela Merkel als Opfer herhalten muss, wenn es um die große Flüchtlingsfrage geht. Māris Kučinskis würde nicht reichen. Der lettische Ministerpräsident ist im Vergleich zu Merkel ein Suppenhuhn. Außer in Lettland.
Ein Grund, warum der französische König Ludwig XVI. in der französischen Revolution hingerichtet wurde, war, dass da die revolutionshungrigen Massen in Paris ein Opfer brauchten. Als König war Ludwig längst entmachtet und festgesetzt, sachpolitisch gab es keinen Grund ihn zu köpfen. Als großes symbolisches Opfer eignete er sich aber wunderbar.
In großen Zeiten dürstet es das Volk nach Blut. Was sich glücklicherweise geändert hat: Es begnügt sich mit einer symbolischen Hinrichtung.